Am 5. November 2013 haben das Ministerium für Nachhaltigkeit und Infrastrukturen in Zusammenarbeit mit dem Verkéiersverbond eine vielbeachtete Veranstaltung zum Thema aktive und sanfte Mobilität in städtischen Räumen abgehalten. Über 100 Einschreibungen zu dieser ganztägigen Konferenz zeigten, wie groß auch in Luxemburg das Interesse bei staatlichen Stellen, in Gemeinden, bei Stadtplanern und Architekten an diesem Thema ist. Experten aus dem In- und Ausland stellten ihre Erfahrungen vor und diskutierten, wie Fußgänger und Fahrradfahrer wieder ihren Platz im Stadtviertel und in den Gemeinden finden können.
Tatsächlich gewinnt das Radfahren und das Zufußgehen eine immer größere Bedeutung für die Zukunft unserer Städte. Die Argumente sind bekannt:
- Radfahren und Zufußgehen sind die schnellsten Bewegungsmethoden auf kurzen Strecken
- Radfahren und Zufußgehen schonen die Umwelt
- Radfahren und Zufußgehen steigern das Wohlfühlgefühl des Menschen
- Radfahren und Zufußgehen verringern die krankheitsbedingten Arbeitsausfälle
Nach Einführungen von Romain Diederich, Erstem Regierungsrat im MDDI, und Gilles Dostert, Generaldirektor des Verkéiersverbond, war es an Tom Juttel (MDDI), Frank Vansteenkiste (MDDI) sowie Claude Schuman (Innenministerium), den gesetzlichen Rahmen in Luxemburg und die durch den Gesetzgeber vorgegebenen Strategien im Bereich Fahrradnetze und sanfte Mobilität vorzustellen.
Romain Molitor (komobile, Wien) zeigte an einem Beispiel aus den Städten Wien und Graz, wie das Miteinander der verschiedenen Verkehrsteilnehmer durch das Konzept des „shared space“ völlig verändert werden kann.
Die Erfahrungen aus dem kommunalen Umfeld in Luxemburg stellten (in der Reihenfolge ihres Auftretens) Paul Hoffmann (Stadt Luxemburg), Jean Marc Friederici (Nordstad), Franco Losavio (Sandweiler) André Kaluza (Mersch), Jean-Paul Kellen (Bertrange) sowie Joe Schmit (Verkéiersverbond) vor.
Nach der Mittagspause war es an Tom Becker (Universität Luxemburg) über das „Reference Framework for sustainable cities“ zu informieren, das Gemeinden und Städten eine wertvolle Hilfe in der Selbstevaluation und Strategieentwicklung bietet.
Mathis Güller (Güller Güller, Rotterdam und Zürich) berichtete von seinen Erfahrungen aus der planerischen Arbeit in Zürich und Luxemburg bei sehr ähnlich gelagerten Ausgangssituationen, wo Fahrrad- und Fußwege spinnenförmig das jeweilige Quartier durchziehen.
Während Mathis Güller und auch ein Großteil der Gemeindevertreter den Akzent auf den Ausbau von Infrastrukturen (Fahrradwege, Beschilderung, Sicherheit, usw.) legten und die planerische Arbeit im Vorfeld betonten, stellte Alec Hager (Radlobby Österreich) die kulturellen Aspekte in den Vordergrund. Am Beispiel Wien zeigte er auf, wie durch Aktionen, Kommunikation und Mobilisierung der Druck von unten aufgebaut werden kann und sanfte Mobilität sich Raum erkämpft.
In der abschließenden Debatte mit dem Publikum wurde klar, dass Staat und Gemeinden in Luxemburg vor dem Hintergrund zunehmender Verkehrsprobleme aber auch neuer Lifestyle-Formen auf dem richtigen Weg sind, um den Rückstand aufzuholen. Das Hauptziel für die kommenden Jahre wird sein, die verschiedenen Planungen den Bedürfnissen der aktiven Mobilität besser anzupassen.
Das Programm der Veranstaltung finden Sie hier.
Die einzelnen Präsentation der Vorträge finden Sie untenstehend.
Der gesetzliche Rahmen in Luxemburg
- Tom Juttel, Adjoint au chargé de Direction de la Planification de la mobilité, MDDI - Département de l’Aménagement du Territoire
Der Langsamverkehr in der MoDu-Strategie und im Sektoriellen Plan "Transport" (PST)
- Frank Vansteenkiste, MDDI - Département des Travaux Publics
Der Gesetzesentwurf bezüglich des nationalen Fahrradnetzes und der Förderung der sanften Mobilität
- Claude Schuman, Ministère de l’Intérieur et à la Grande Région - Direction de l’Aménagement communal et du Développement urbain
Erfahrungen und Anwendungsbeispiele im kommunalen Umfeld
- Romain Molitor, Geschäftsführer des Planungsbüros "komobile" Wien, Luxemburg
Aktive Mobilität – Anforderungen und Planung für das zu Fuß gehen und das Radfahren
- Paul Hoffmann, Ingénieur-directeur adjoint, Direction des travaux et des services techniques de la Ville de Luxembourg
- Jean-Marc Friederici, Project manager Nordstad
- Franco Losavio, Gemeindetetchniker der Gemeinde Sandweiler
- André Kaluza, Chef de service du Service technique, responsable aménagement communal à Mersch
- Jean-Paul Kellen, Secrétaire communal à Bertrange
- Joe Schmit, Verkeiersverbond
- Tom Becker, collaborateur scientifique à l’Université du Luxembourg et responsable de la Cellule nationale d’Information pour la Politique Urbaine (CIPU)
Vorstellung des "Reference Framework for sustainable cities" (RFSC)
Unterschiedliche Konzepte und Erfahrungen mit sanfter Mobilität im städtischen Raum
- Mathis Güller, Architekt und Stadtplaner, Direktor "Güller Güller" Rotterdam, Zürich
Entschleunigung und Beschleunigung: Stadt und Fahrrad im Aufwind
- Alec Hager, Geschäftsführer des Bundesverbandes Radlobby Österreich
Von der Saat zum Wald: Wie neue Radkultur in Wien und anderen internationalen Städten entstand