Europäische Zusammenarbeit für eine bessere Nutzung von Solarenergie und nachhaltigere Entwicklung: Wie Interreg-Projekte mit Luxemburger Beteiligung innovative Lösungen fördern
Erneuerbare Energien und Energieeffizienz sind zwei wichtige Pfeiler der nachhaltigen Entwicklung von Luxemburgs Wirtschaft: Im Rahmen des Nationalen Energie- und Klimaplans (PNEC) verfolgt Luxemburg das Ziel, den Anteil erneuerbarer Energien von 11% im Jahr 2020 auf 25% bis zum Jahr 2030 anzuheben, und strebt eine Reduktion der Endenergienachfrage von 40-44% gegenüber 2007 an (siehe: https://mea.gouvernement.lu/fr/energie.html). Claude Turmes, Minister für Energie und Raumentwicklung, hat sich am 13. Januar 2022 zwei Pilotprojekte des Interreg V A Großregion-Programms der EU angesehen. Beide Projekte leisten einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung und damit zur Erreichung der europäischen Klimaschutzziele, indem sie Solarstrom produzieren und die Energiebilanz von Gebäuden verbessern.
Als sich Minister Turmes vor Ort in der Neubausiedlung Elmen bei Capellen ein Bild machte, begleitete ihn Wohnungsbauminister Henri Kox. Beiden zeigten sich erfreut über das hohe Maß an Innovation und Nachhaltigkeit dieser beiden Beispiele für Zusammenarbeit in der Großregion: „Es ist wichtig, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien europaweit weiter vorangetrieben wird. Dazu gehört auch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Hier kann Interreg mit konkreten Projekten dafür sorgen, dass dies in Zukunft noch besser gelingen kann“, so Claude Turmes.
„Nachhaltigkeit ist ein Schwerpunkt der öffentlichen und bezahlbaren Wohnungsbauoffensive. Das Ökodorf Elmen ist ein Paradebeispiel wie innovative urbane Planung nachhaltige Lebensqualität für die Bewohner schafft - im Respekt von Natur und Umwelt“, unterstrich Henri Kox. In bezuschussten öffentlichen Wohnprojekten wird besonders effizienten Energiekonzepten Rechnung getragen.
1.PV Follows Function: Vielfältig einsetzbare Solarpaneele
Bei „PV Follows Function“ geht es um Photo-Voltaik (PV), d.h. die Erzeugung von Strom aus Sonnenenergie. Ziel des Projektes ist es, grenzüberschreitend Anwendungen für diese hochmoderne Technik aufzuzeigen. Auf dem Gelände des in Bettemburg ansässigen Unternehmens Neobuild SA stehen Versuchsinstallationen von Sonnenpaneelen sowohl für Gebäude als auch landwirtschaftliche Flächen. Sie sind vielfältig einsetzbar im Innen- und Außenbereich: als horizontale oder vertikale Verglasung von Fassaden und Dächern von Gebäuden, als Geländer oder auch als der Flurbeleuchtung. Neben dem luxemburgischen Projektpartner, der Firma Maana Electric SA, sind zudem fünf Partner aus der Großregion an dem Vorhaben beteiligt. Die Kosten des Pilotprojektes belaufen sich auf 1 358 840 Euro. Der Europäischer Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) der EU fördert das Projekt mit 815 304 Euro.
Mit „PV follows function“ soll die Umsetzung und technische Weiterentwicklung der integrierten Photovoltaik in der Großregion gestärkt werden. Dies geschieht durch eine erstmalige grenzüberschreitende Zusammenarbeit der im Projekt zusammengeschlossenen Forschungseinrichtungen und Firmen sowie durch den Bau von Versuchsanlagen. Solarpaneele sind bislang oft nur für eine einzige Anwendung ausgelegt, z.B. Wohn- und Gewerbenutzung, Pflanzenanbau oder Weidehaltung. Die Installation von PV-Anlagen auf Flächen und Gebäuden, die sich bereits in Nutzung befinden, soll eine Doppelnutzung ermöglichen und so den Einsatz von Solarenergie in der Großregion erhöhen.
2. GReENEFF: Modell für ressourcenschonendes Wohnen und Zusammenleben
Ein anderes Interreg-Projekt wird in der Neubausiedlung Elmen (Gemeinde Kehlen) zwischen Capellen und Olm umgesetzt. Insgesamt umfasst die Siedlung 750 Wohneinheiten – 375 Einfamilienhäuser und 375 Wohnungen –, die sich auf drei Wohnviertel verteilen. Das Pilotprojekt setzt auf Ökologie und ein hohes Maß an Lebensqualität und wird deshalb vom EU- Intrerreg-Projekt GReENEFF finanziell gefördert. Elmen zählt neun verschiedene Pilothaus-Anlagen, 24 Einfamilienhäuser, acht Wohnanlagen, zwei Parkplätze, eine Kindertagesstätte, ein Bürogebäude, einen Supermarkt, eine Schule und ein Kulturzentrum. Gefördert wird eine soziale und generationsübergreifende Durchmischung, zwei Auswahlkriterien des GReENEFF-Projekts. Projektträger ist die Société nationale pour des habitations à bon marché (SNHBM). Im Rahmen eines Finanzierungsgesetzes unterstützt das Wohnungsbauministerium den ersten Teilbebauungsplan der ökologischen Neubausiedlung Elmen mit 76.000.000 Euro. Begleitet wird das Projekt vom Groupement d’intérêt économique MyEnergy. Das Budget dafür beläuft sich auf 2 741 000 Euro, davon stammen 959 350 Euro aus dem EFRE-Fonds der EU. Die so kofinanzierten Infrastrukturmaßnahmen umfassen vier Achsen: 1. erneuerbare Energien, 2. smart building, 3. nachhaltige Baumaterialien und 4. nachhaltige Mobilität.
Eine Besonderheit der Siedlung ist, dass alle Einfamilienhäuser komplett aus Holz sind, während die Apartmenthäuser in traditioneller Bauweise gebaut wurden. Autos sind nur auf zwei zentralen Parkplätzen erlaubt, um an anderer Stelle mehr Raum für die Begegnung unter den Bewohnern zu schaffen. Dies wird durch eine sehr gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und die Förderung der sanften Mobilität unterstützt. Die Neubauten gehören alle der Energieklasse Near Zero Emission Building (NZEB) an. Wert gelegt wird auf Energieeffizienz, die Wahl nachhaltiger Materialien, den Einsatz erneuerbarer Energien sowie Außenanlagen, welche die Biodiversität erhalten bzw. fördern. Photovoltaikmodule für Eigenverbrauch und Speicherung erlauben ein intelligentes Management der Stromerzeugung und des -verbrauchs.
Das Interreg-Projekt GReENEFF ist ein grenzüberschreitendes Netzwerk zur Unterstützung innovativer Projekte zur nachhaltigen Entwicklung und zur Energieeffizienz in der Großregion. Die ökologische Entwicklung bei der nachhaltigen Stadtplanung von „Öko-Vierteln“ und Sozialwohnungen mit hoher Energieeffizienz gehören zu den Hauptzielen des Projekts, das siebzehn Partner aus Luxemburg, Belgien, Frankreich und Deutschland zusammenführt. Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf 15 771 702 Euro, davon kommen 6 163 544 Euro aus dem EFRE-Fonds der EU. Das Budget für Luxemburg beträgt 2 930 500 Euro; EFRE beteiligt sich daran mit 1 073 050 Euro.
Hintergrund zum Interreg-Programm 2014-2020:
Insgesamt 126 Luxemburger Projektpartner beteiligen sich an 74 Interreg-Großregion-Projekten. Das Gesamtbudget dieser Partner beläuft sich auf 62 Millionen Euro. Davon stammen 31 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE).