Am 20. Oktober 2008, wurde der „Masterplan NORDSTAD“ durch Herr Jean-Paul Schaaf, Mitvorsitzender des Comité Politique NORDSTAD, und Herr Jean-Marie Halsdorf, Innen- und Landesplanungsminister, offiziell Herrn Staatsminister Jean-Claude Juncker überreicht.
NORDSTAD : 6 Gemeinden – 1 Ziel
Das Projekt NORDSTAD steht für die enge Zusammenarbeit der Gemeinden im Raum Diekirch-Ettelbrück und setzt sich aus sechs Gemeinden zusammen:
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Das von der Regierung am 27. Mai 2003 festgehaltene « Programme Directeur d’Aménagement du Territoire », sieht vor, die sechs Gemeinden der NORDSTAD, als leistungsfähige Hauptstadt des Nordens zu stärken. In der Tat, wird die NORDSTAD im System der zentralen Orte (CDA) als ein Mittelzentrum im Land benannt und spielt eine wesentliche Rolle in der Umsetzung der von der Politik angestrebten Dezentralisierung des Landes.
Dazu gibt die geographische Position der NORDSTAD ihr eine fundamentale strategische Wichtigkeit so wie es auch im Planungsinstrument IVL als Schlüsselprojekt hervorgehoben wird.
Im Rahmen der am 24. April 2006 unterschriebenen „Convention pour un développement intercommunal coordonné et intégratif des communes de la NORDSTAD“ hat das Innen- und Landesplanungsministerium als Vertreter der Regierung gemeinsam mit den 6 Gemeinden den Prozess initiiert.
Ein Masterplan, neun Leitbilder und neun angestrebte Leitprojekte sind die Resultate die aus einem diskursiven und interaktiven Planungsprozesses - der „NORDSTAD-Konferenz“ - erarbeitet wurden. Kernbestandteile der NORDSTAD-Konferenz waren die Strategiekonferenzen unter Teilnahme der Gemeindeverwaltungen, der Schöffen und der beteiligten Ministerien sowie Planungswerkstätten mit Bürgerbeteiligung. Mehr als 150 Personen waren vor Ort - Einwohner sowie Geschäftsleute, Firmeninhaber und Investoren - und haben ihre Meinung in die Diskussion eingebracht so dass das Lokalwissen aller Akteure in die Planungen integriert wurde.
Der Masterplan
Zur Verwirklichung der künftigen Entwicklung wurde ein gemeindeübergreifenden Masterplan erarbeitet in dem die zentralen Perspektiven in den Bereichen Einwohner, Arbeitsplätze, Verkehrs- und Siedlungsentwicklung zusammengefasst worden sind.
Der Masterplan, als Selbstbindungsplan, besteht aus einem Textteil und einem Planteil und leitet sich von den landesplanerischen Zielvorgaben ab, formuliert Leitbilder und Ziele, integriert Fachplanungen der einzelnen Gemeinden und fasst die gemeinsamen strukturellen und räumlichen Leitkonzepte und Leitprojekte zusammen.
Die Leitbilder
Neun Leitbilder wurden für die Umsetzung eines Teilbereichs des Masterplans erfasst:
- Wirtschaft - Arbeiten
Es wird angestrebt, im Zieljahr 2020 ca. 24.000 Arbeitsplätze in der NORDSTAD anzubieten. Ziel ist es, die Einwohnerentwicklung und die Arbeitsplatzentwicklung soweit als möglich zu harmonisieren und Branchenschwerpunkte sollen für den gewerblichen Bereich und die Dienstleistungen gebildet werden
- Einzelhandel
Die Einzelhandelsschwerpunkte sind Ettelbrück und Diekirch und die Nahversorgung soll in allen Kommunen der NORDSTAD gestärkt werden.
- Tourismus - Gastronomie
Der Norden ist die Tourismus- und Naherholungsregion von Luxemburg. Um diesen Bereich weiter zu stärken, sollen weitere Anstrengungen unternommen werden mit dem Ziel die Erhöhung der Aufenthaltsdauer und den Aufbau eines Ganzjahrestourismus zu gewährleisten.
- Wohnen
Die NORDSTAD wird zum Wohnungsbauschwerpunkt in Luxemburg-Nord entwickelt und ein ausgewogenes Angebot an Wohnraum für alle Bevölkerungs-, Sozial- und Altersgruppen wird angestrebt.
- Bildung und Betreuung
Die NORDSTAD wird als Schul- und Bildungszentrum im Norden Luxemburgs weiter ausgebaut wobei die dezentrale Struktur des Angebotes für Schüler und im vorschulischen Bereich erhalten bleibt.
- Freizeit - Kultur
Die NORDSTAD ist das kulturelle Zentrum im Norden Luxemburgs und der Erhalt und Ausbau des Sportangebotes, des Kulturangebotes sowie die Erhöhung des Freizeitwertes/Erholungswertes werden angestrebt.
- Siedlungsentwicklung
Die NORDSTAD wird als polyzentrische Stadt im Landschaftsraum weiter ausgebaut. Die dezentrale Struktur erfordert eine Aufgabenteilung der NORDSTAD-Gemeinden und die Herausbildung von Entwicklungspolen, die eine Konzentration regional wirksamer Strukturen ermöglichen
- Landschaftsentwicklung
Die naturräumlichen Potenziale sollen aufgegriffen werden und bilden die Basis für die Weiterentwicklung der gewachsenen Kulturlandschaft.
- Verkehr - Mobilität
Ein integriertes Vorgehen bei der Verkehrsplanung als Image und Alleinstellungs¬merk¬mal ist angestrebt unter dem Motto: NORDSTAD – die Stadt, in der man „neue Wege“ geht.
Die Leitprojekte
Die zentralen Entwicklungsperspektiven der NORDSTAD wurden in Leitprojekten zusammengefasst. Sie sind interkommunal angelegt und besitzen eine Ausstrahlung, die über die NORDSTAD hinausweist. Ihre Umsetzung erfordert neue Formen in der Finanzierung und Organisation:
- Wohnbaucluster und Siedlungskerne
Die Einwohnerzahl der NORDSTAD soll um rund 7.000 bis zum Jahr 2020 anwachsen. Dazu sind größere Wohnbauschwerpunkte/Wohngebiete erforderlich. Die neuen Wohnquartiere sollen eine vielfältige soziale Mischung und eine hohe städtebaulich/architektonische Qualität aufweisen. Das Leitprojekt zeigt Wege auf, wie sozial durchmischte Strukturen in der NORDSTAD realisiert werden können.
- Interkommunales Gewerbegebiet Fridhaff
Parallel zur Einwohnerentwicklung sollen in der NORDSTAD rund 7000-8000 Arbeitsplätze geschaffen werden. Die Erschließung des Interkommunalen Gewerbegebietes Fridhaff dient dazu, produzierende Unternehmen von außerhalb anzusiedeln. Außerdem sollen im Gewerbegebiet Fridhaff Betriebe einen neuen Standort finden, die im Talbereich keine Entwicklungsperspektiven besitzen.
- NORDSTAD-Marketing
Um die NORDSTAD nach Innen und nach Außen besser zu vermarkten, wird ein professionelles Stadtmarketing aufgebaut. Durch das Stadtmarketing für die NORDSTAD soll die Identifikation aller Bürger mit der NORDSTAD erhöht und ein „Wir-Gefühl“ erzeugt werden.
- Jugendarbeit NORDSTAD
Aufgrund des hohen Ausländeranteils und der erwarteten Wanderungsgewinne fällt der Jugendarbeit eine wesentliche Rolle zur Integration zu. Ein wichtiges integratives Projekt ist dabei die Errichtung eines Jugendhauses in der NORDSTAD (offene Jugendarbeit).
- Schulentwicklung
Die Anforderungen an das Schulwesen steigen und die Schule weitere Aufgaben übernehmen muss. Darüber hinaus hat die Schule eine wichtige Funktion zur Integration der Neubürger. Vor diesem Hintergrund müssen Überlegungen angestellt werden, wie das Schulangebot in der NORDSTAD durch eine Kooperation der Kommunen verbessert werden kann.
- Gesamtkonzept Neue Mobilität in der NORDSTAD
Die Verkehrsuntersuchungen für die NORDSTAD decken bislang nur räumliche Teilbereiche ab. Um das angestrebte Wachstum zu bewältigen, müssen alle Verkehrsarten im Rahmen der gesamten NORDSTAD betrachtet werden. Es ist ein Generalverkehrsplan erforderlich, der die notwendige Verkehrsinfrastruktur und das Mobilitätskonzept in Abhängigkeit vom Baufortschritt aufzeigt. Parallel dazu muss eine Rückkopplung mit den übergeordneten Belangen des Plan sectoriel Transport erfolgen.
- Freiraumentwicklung - Naherholung und Tourismus
Die sechs Gemeinden der NORDSTAD und ihre Umgebung gelten als Wiege des Tourismus in Luxemburg. Die charakteristische Landschafts- und Siedlungsstruktur soll erhalten bleiben und weiterentwickelt werden. Mit dem Leitprojekt „Freiraumentwicklung - Naherholung und Tourismus“ werden Perspektiven für die Landschaftsentwicklung und den Tourismus aufgezeigt.
- Zentrale Achse
Die Realisierung der Zentralen Achse ist von großer Bedeutung für die NORDSTAD. Dort soll die bauliche Entwicklung der NORDSTAD konzentriert werden. Auf der Zentralen Achse sollen Wohnungen und Büroflächen errichtet werden sowie vielfältige öffentliche und private Einrichtungen geschaffen werden.
- Organisation und Umsetzung
Das interkommunale Gewerbegebiet Fridhaff sowie andere potentielle Standortentwicklungen werden durch die Etablierung eines klassischen Gemeindesyndikats bewerkstelligt.
Die Entwicklung der NORDSTAD ist für das Großherzogtum Luxemburg und die sechs Gemeinden eine anspruchsvolle Aufgabe. Das Fazit des Eckpunktepapiers „Organisation und Steuerung“ sowie der vorgeschlagenen Struktur ist, dass neue Wege beschritten werden müssen. Um Planungssicherheit sowie Verbindlichkeit in der zukünftigen Umsetzung zu gewährleisten, sind zwei Elemente notwendig:
- Die „Communauté urbaine NORDSTAD“ soll u.a. ermöglichen, die strategischen Objektive des Masterplans in einem übergeordneten politischen Gremium zu steuern und zu beschließen.
- Ein Stadtentwicklungsfonds in dem staatliche, kommunale und private Akteure vertreten sind, soll ermöglichen, durch eine moderne Entwicklungsgesellschaft die zukünftigen Nordstadprojekte zu realisieren.